Gebrüder Humboldt

Die Namenspatronen des Humboldt-Forums. ///

Die Gebrüder Humboldt (Wilhelm 1767-1835 / Alexander 1769-1859) zählen zu den großen, fortwirkend einflussreichen Wissenschaftlern. Während Alexander von Humboldt sich der naturwissenschaftlichen Forschung widmete, lagen die Schwerpunkte Wilhelms von Humboldt auf kulturwissenschaftlichen Zusammenhängen wie der Bildungsproblematik, der Staatstheorie, der analytischen Betrachtung von Sprache, Literatur und Kunst sowie in aktiver politischer Mitgestaltung als Reformmotor im Schul- und Hochschulwesen und als preußischer Diplomat.

Wilhelm von Humboldt gilt dabei als Stellvertreter für die Reformer, die in dieser Zeit in Preußen an einem reformierten, weltoffenen und demokratischen Staat gewirkt haben. Die neohumanistischen Vorstellungen von Wilhelm von Humboldt wurden zum Leitbild des humanistischen Bildungssystems. Sein dreistufiges Schulsystem mit der Elementarschule, dem Gymnasium und der Universität richtete sich gegen bloße Standes- und berufsbildenden Lehre und sollte die „allgemeine Menschenbildung“ bezwecken. Wilhelm von Humboldt war zudem als preußischer Diplomat tätig. In dem zunehmenden restaurativen Entwicklungen Preußens und Europas im Zuge des Wiener Kongress gerieten Humboldts liberale Grundsätze und Impulse jedoch mehr und mehr ins Abseits. Im Januar 1819 wurde er in ein preußisches Ministeramt berufen. Parallel zu seiner Amtseinführung wurden zwischen den preußischen und österreichischen Regierungsspitzen die Karlsbader Beschlüsse verhandelt und verabschiedet, die die Unterdrückung und Verfolgung der liberalen Bestrebungen an den Universitäten und im öffentlichen Leben vorsahen.
Humboldts energisches Eintreten gegen polizeiliche Willkürmaßnahmen im Zuge von „Demagogen“-Verfolgungen führte zu seiner Entlassung noch im selben Jahr (31. Dezember 1819). Dieser Umstand wird oft verschwiegen, wenn es darum geht, den aufgeklärten Absolutismus Preußens in einen Zusammenhang mit dem Humboldtschen Bildungsgedanken zu bringen. Die Errungenschaften der deutschen Klassik und der Gebrüder Humboldt werden in der Debatte um die Rekonstruktion des Berliner Schlosses oft verkürzt in Einklang mit dem preußisch, aufgeklärten Absolutismus gebracht.

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