Gutachten zum rechtsradikalen Großspender des Humboldtforum Ehrhardt Bödecker veröffentlicht

Das entgegen dem Wunsch der Verfasser bislang geheimgehaltene Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte München über Großspender des Humboldtforums Ehrhardt Bödecker, der sich wiederholt antisemitisch und rechtsradikal äußerte, ist nun öffentlich. Die Veröffentlichung wurde durch eine von Philipp Oswalt am 3.12.2023 an die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gestellten Anfrage nach Informationsfreiheitgesetzt (IFG) sowie eine weitere Anfrage des Tagesspiegels erwirkt. Oswalt hatte im Oktober 2021 erstmals mit seinem Artikel im Tagesspiegel  „Preußentum und Antisemitismus: Ehrt das Humboldt Forum einen Mäzen mit rechtsradikaler Gesinnung?“ auf die Problematik aufmerksam gemacht. Darauf hin hatte der Stiftungsrat des Humboldtforums die Beauftragung eines Gutachten veranlasst, welches seit Ende September 2022 vorlag. Der Intendant des Humboldtforums Hartmut Dorgerloh hatte aber dann dessen Weitergabe auf Druck der Familie Bödecker und ihres Anwaltes Peter Raue verweigert und dieses sogar an seinen eigenen Stiftungsrat vorenthalten. Selbst der Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth lag es monatelang nicht vor. Von der angeblichen Problematik der Verletzung von Persönlichekitsrechten ist nun keine Rede mehr, Schwärzungen an dem Dokument nicht vorgenommen und waren offenkundig entbehrlich.

Anders als behauptet entkräftet das 146-Seiten lange Gutachten die zuvor erhobenen Vorwürfe nicht. Die Behauptung von Hartmut Dorgerloh, das Gutachten spreche Bödecker von dem Vorwurf des Rechtsradikalismus frei, ist frei erfunden. Die Gutachter waren gar nicht beauftragt worden, hierzu Stellung zu nehmen, doch das 146-Seiten lange Gutachten untermauert die Kritik am Spender Bödecker durch eine Fülle neuer Quellen und Einblicke. Seine Verbindung zu den Kreisen der Neuen Rechte, Geschichtsrevisonisten und Rechtsradikalen erweisen sich als deutlich umfangreicher und intensiver als bislang bekannt.

Im Gutachten erfährt man auch, dass Ehrhardt Bödeckers ein Schlossunterstützer der ersten Stunde war. Schon 1989 thematisierte er in einer Festschrift den Verlust des Berliner Schlosses, und unterstütze den Förderverein Berliner Schloss seit seine Gründung im Sommer 1992 finanziell. Der Förderverein seinerseits bleibt seinem einstigen Großspender bis heute treu und hat sich nicht von ihm und seinen Auffassungen distanziert, im Gegenteil. Er bekennt sich „ohne jede Einschränkung“ zu seinen Spendern, und wird für diese Standfestigkeit von der Jungen Freiheit gelobt. Mehr noch: der Vorsitzende des Vereins Richard Schröder behauptete, die im Tagesspiegel von Oswalt geäußerte Kritik an dem Antisemitismus Bödeckers beruhe auf verfälschten Zitaten, denen erst durch eigenmächtige Zusätze ein antisemitischer Drall verpasst worden sei. Das Landgericht Berlin untersagte Schröder diese wahrheitswidrige Darstellung.

Das Gutachten zeigt auf, das Bödecker seit 1978 Texte mit antisemitischen Tendenzen und Passagen veröffentlich hat. Er kristisierte die parlamentarische Demokratie, freie Medien, Gewerkschaften und politische Parteien grundlegend, stellte deren Existenz in Frage und propagierte eine Regierungsform analog zur konstitutionellen Monarchie des Deutsche Kaisrreichs von 1871 – 1918.

Eine umfassender Darstellung des Gutachtens finden sie hier: https://www.merkur-zeitschrift.de/2023/05/12/antisemitismus-und-rechtsradikale-aeusserungen-aus-der-gesellschaftlichen-mitte-das-gutachten-zum-grossspender-ehrhardt-boedecker

Und hier das Gutachten und die Dokumente zum Weg seiner Veröffentlichung als downloads (pdf):

Download IFG Anfrage vom 3.12.2022

Download Beantwortung IFG Anfrage BKM vom 4. Mai 2023

Download Gutachten IfZ vom 30.9.2022

Eine Antwort zu “Gutachten zum rechtsradikalen Großspender des Humboldtforum Ehrhardt Bödecker veröffentlicht”

  1. Förderer der ersten Stunde – Magazin der VVN-BdA sagt:

    […] Das Gutachten des IfZ ist abrufbar unter: schlossdebatte.de/?p=847 […]