Spendenlüge
Das Verspechen des Fördervereins Berliner Schloss e.V., die Kosten der Fassadenrekonstruktion mittels privater Spenden zu finanzieren. ///
Gegenüber der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte gab der Förderverein Berliner Schloss 2001/ 2002 das Versprechen, die genannten Mehrkosten von 80 Millionen Euro für eine Rekonstruktion der Barockfassaden des Berliner Schlosses einschließlich Schlüterhof über private Spenden zu finanzieren. Angeblich verfügte der Verein bereits damals schon über mehrere Millionen an Spendenzusagen. Für die Diskussionen und Entscheidungen in der Kommission wie im Bundestag zu einer Festschreibung einer Rekonstruktionsvariante spielte dieses vermeintliche zivilgesellschaftliche Engagement eine wichtige Rolle: Es gab den Eindruck, das Schloss sei von vielen Bürgern gewollt, die zu dessen Realisierung auch einen substanziellen Beitrag leisten würden. Die Wirklichkeit ist eine andere: Eine Spendenfinanzierung der Barockfassade erscheint zunehmend ausgeschlossen. In den letzten sechs Jahren (2002 bis 2007) hat der Förderverein Berliner Schloss nur 9,2 Mio. Euro Spendengelder gesammelt, von denen er allerdings ca. 7 Mio. wieder ausgegeben hat (Stand 1.1.2008). Abgesehen für die Kosten der Werbung und Vereinsorganisation wurde das Geld fast ausschließlich für Aufträge an Vereinsmitglieder ausgegeben. Die begünstigten Vereinsmitglieder sind vor allem die beiden ehemaligen Vereinsvorsitzenden Ruppert Stuhlemmer mit einem Planungsauftrag über 5 Millionen Euro und Wilhelm von Boddien als gut bezahlter Geschäftsführer sowie in einem deutlich geringeren Umfang weitere Vereinsmitglieder für diverse Tätigkeiten und Aufträge.
Um ein besseren Anschein zu erwecken, behauptet der Verein inzwischen, er sammele erst seit 2004 Geld für die Fassadenrekonstruktion. Zudem zieht er angeblich vorhandene Spendenversprechen in das Sammlungsergebnis mit ein, obwohl hiervon noch keine Gelder geflossen sind. Zugleich rechnet er die Baukosten auf nunmehr 66 Mio. Euro herunter, um den Spendenbedarf zu reduzieren und von dem einstigen Spendenversprechen Geld für sich selber abzuzweigen. Die aktuellen Berechnungen gehen des Bundesbauministerium jedoch nicht von Kostenminderung, sondern von Kostensteigerung aus: Mittlerweile rechnet das Bauministerium mit Kosten von ca. 100 Mio. Euro für die Barockfassade, mit 81 Mio. Euro für die Herstellung und ca. 20 Mio. Euro für die Planung. Gemäß dieser Kostenplanung des Bauherrens wäre ein Spendenvolumen von ca. 140 Mio. Euro zur Finanzierung der Barockfassade notwendig, da man gemeinhin etwa 30 Prozent der für die Spendenaquise selbst benötigt werden. po