Entwurf Oberst & Kohlmayer (2008)

In Bezug auf den holländischen Barockmaler Gerard Dou erfolgt die Rekonstruktion der Fassade als Vorhang. Damit soll auf  die zwei Wirklichkeitsebenen verwiesen werden, dem realen Betrachterraum und dem Bildraum; ein Spiel mit diesen verschieden Realitäten, die Gerard Dou damals mit der Einführung optischer Barrieren durch steinerne Fensterbögen und Vorhänge im Gemälde thematisierte. Der Entwurf ist am Ende der ersten Phase mit der Jury im Juni 2006 ausgeschieden.

 

Eingedenk der historischen Schichten, distanzieren wir uns mit vorliegendem Entwurf von der eindimensionalen Betrachtung jenes Ortes in Berlins Mitte, von dem doch so Vieles ausging, der Manches zusammenführte, und Einiges trennt. Bis heute.

Die Rekonstruktion des (barocken) Schlosses kann nur als Augenblick Ernst genommen, einen Aspekt der Geschichte des Areals zwischen Spree und Kupfergraben, zwischen Lustgarten und Schlossplatz, festhalten.
Eingebunden in diese stadträumlichen Konstanten wollen wir jedoch Spuren nachgehen, die es tief eingeschrieben (oder eingegraben) im Stadtrelief zu entdecken gilt.

Die Rekonstruktion der Fassaden ist somit ein Bauteil des neuen Humboldt-Forums. Seine Legitimation leiten wir nicht allein von der städtebaulichen Wirkung und ihrer Konsequenzen auf die Stadtentwicklung Berlins ab, vielmehr erscheint sie uns als Barriere zwischen einem realen (öffentlichen) Stadtraum und dem subjektiven Bildraum (der Schlosserscheinung in einer Vorstellungswelt).
Es darf an dieser Stelle auf den holländischen Barockmaler Gerard (Gerrit) Dou verwiesen werden, der in Anspielung auf die zwei Wirklichkeitsebenen, dem realen Betrachterraum und dem Bildraum, das Spiel dieser verschieden Realitäten, mit der Einführung optischer Barrieren durch steinerne Fensterbögen und Vorhänge im Gemälde thematisierte.

Diesem Gedanken entsprechend erfolgt die Rekonstruktion der Fassade als Vorhang. Während uns aller Orten (und jenseits des Kupfergrabens) das Abbild als bigprint verlorene Architekturen und schlechtes Gewissen vergegenwärtigen, wird es hier zum Sujet.
Bevor Kohorten europäischer Steinmetze, Bauhütten gleich, die Wiedererrichtung angehen, ist ihr Abbild bereits zugegen.
Und nach und nach schieben wir den Vorhang zur Seite, wandeln Tuch gegen Stein. Doch Vorhang bleibt Vorhang.
Und er bleibt auch dort, wo die Legitimation oder das Geld ausgeht: denn das gespannte Textil zeigt nicht allein den barocken, sondern den gesamten Fassadenablauf in seinem historischen Kontext, in seiner stadträumlichen Dimension.

Dieser (plakative) Verweis auf die nicht nur barocke Geschichte des Ortes und des Schlosses ist eine Massnahme.

Die zweite entsteht, indem die prägende Ordnung, die das Schlossareal durch den Aufbau des Palastes der Republik erfuhr, interpretiert wird.
Diese zu thematisieren erinnert an Grabungsarbeiten, an Ent-Deckungen.
Die straffe Orthogonalität, aufnehmen, den Grund beschreiben und aufschliessen. So könnte man den konzeptionellen Ansatz definieren.
Ordnen, lagern und zugänglich machen, wäre dann das didaktische Ziel.
Architektonisch wird eine Komposition aus Schachteln und Strukturen entwickelt, die sich horizontal des gesamten Areals bedient: die humboldtschen Schachteln.

Innerhalb der vertikalen Fassadenschichten erwächst das Konstrukt dagegen in die Höhe und nimmt die Agora auf, das Öffentliche. Somit bildet das Strukturgerüst auch gleichzeitig den konstruktiven Hintergrund für die möglichen Fassadenrekonstruktionen.

Die Wegeführung erlaubt die Passsage des Schlüterhofs. Ebenso können die unterirdischen Anbindungen an den zukünftigen Bahnhof Museumsinsel, sowie an das Marstallgebäude aufgenommen und direkt in die Museumslandschaft eingebunden werden.

 

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