Humboldt-Forum
Das Nutzungskonzept für den Wiederaufbau des Berliner Schlossfassaden. ///
Von der Internetseite Seite des BMVBS: „Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hatte am 7. November 2007 die Finanzierung des von Bundesbauminister Tiefensee vorgelegten Konzepts zur Wiedererrichtung des Berliner Schlosses und zum Bau des Humboldt-Forums beschlossen. Er hat eine verbindliche Kostenobergrenze von 552 Mio. Euro für das Projekt festgesetzt. Darin enthalten sind die Gesamtbaukosten in Höhe von 480 Millionen Euro. Weitere 72 Millionen Euro sind für die Ersteinrichtung und die Ausstellung des Gebäudes vorgesehen. Neben dem Bund wird das Land Berlin seine Grundstücke für die Realisierung des Humboldt Forums zur Verfügung stellen. Darüber hinaus hat das Land Berlin eine finanzielle Beteiligung von 32 Millionen Euro für landeseigene kulturelle Nutzungen zugesagt. Zur Wiedererrichtung der historischen Fassaden werden 80 Millionen Euro durch private Initiativen und Spender erwartet. Für kulturelle Nutzungen des Landes Berlin werden im Humboldt-Forum 5.000 Quadratmeter vorgesehen. Insgesamt stehen rund 40.000 Quadratmeter Nutzfläche für kulturelle Einrichtungen des Bundes und des Landes Berlin zur Verfügung.“1
In dem wiedererrichteten Berliner Schloss soll ein Ort der Kultur und Begegnung unter dem Begriff „Humboldt-Forum“ entstehen. Im Kerngedanken sieht das Nutzungskonzept den „Dialogs zwischen den Kulturen und der Wissenschaft“2 vor, das sich konzeptionell in einem Forum der Kunst und der Wissenschaft und einer Sphäre der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, namentlich der agorá, realisieren soll. Das Nutzungskonzept sieht vor, in dem Humboldt-Forum die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die wissenschaftsgeschichtlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und die öffentlichkeitswirksamen Beständen der Zentral- und Landesbibliothek zu vereinen. Diese Verbindung soll die verschiedenen Kulturtraditionen der vergangenen Jahrhunderte für eine breite Öffentlichkeit erlebbar machen und unter dem Vorzeichen des Dialogs und der Begegnung, den beiden Kernbegriffen der europäischen Kulturpolitik, vereinen. Das Humboldt-Forum soll für einen gleichrangigen Dialog zwischen den europäischen und außereuropäischen Kulturen in der Tradition der Gebrüder Humboldt stehen. Die außereuropäischen Sammlungen sollen sich dabei gemeinsam mit den wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität und den außereuropäischen Literaturbeständen der Zentral- und Landesbibliothek das Schloss zu einem universalen Forum der Weltneugier und des Weltwissens verbinden.
Die Idee des Humboldt-Forums entstand erst durch die Arbeit der Historischen Expertenkommission und erst nachdem die Entscheidung für die Wiedererrichtung des Berliner Schlosses schon gefällt war. Diese Tatsache ist unmittelbar relevant, denn die Idee des Humboldt-Forums und was sich in dieser Idee realisieren ließe, tritt seit dem immer wieder in einen Konflikt mit der Fläche und der Raumaufteilung, wie sie die Kubatur und der Grundaufbau des Schlosses sie vorgeben. Während anfangs von einer Fläche von 100.000 qm gesprochen wurde, lässt die Raumkonzeption des Schlosses nicht mehr als 40.000 qm Hauptnutzungsfläche zu. Während die architektonische Auseinandersetzung um dieses Humboldt-Forum stets öffentlichwirksam diskutiert wurde, wird die konzeptionelle Vertiefung des Humboldt-Forums nach wie vor wenig publik gemacht. Welche Finanzierungsformen diese inhaltliche Aufgabe stützen sollen, wird bisher politisch nicht weiter debattiert. Die inhaltliche Verantwortlichkeit und Zuständigkeit ist derzeit ungeklärt. Die Partner im Humboldt-Forum widmen sich dieser Aufgabe, treten damit aber nur vereinzelt an die Öffentlichkeit. Das bisherige Konzept der Humboldt Universität Berlin ist noch sehr schwach ausgestaltet und lässt ein sehr kulturkonservatives Ausstellungs- und Kooperationsverständnis vermuten. Inwiefern das Humboldt-Forum mehr als die Summe der einzelnen Einrichtungen erzielen kann, ist unter diesen Voraussetzungen zweifelhaft. Fest steht nur, dass ein so vehement exklusives und rückwärtsgewandtes Gestaltungskonzept umso mehr nach Innen durch Zukunftsgewandtheit und Auseinandersetzung geprägt sein muss, wenn es nicht in der Geste erstarrter Repräsentation verharren will.nb
1 Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Links:
Materialien der Historischen Expertenkommission