White Cube
Die temporäre Kunsthalle auf dem Berliner Schlossareal. ///
Der White Cube ist in der Kunst die Bezeichnung für die künstlich bereinigte Raumsituation zur Ausstellung von Kunst(werken). Kunsthistorisch steht dieser Begriff und diese Art der Ausstellung seit der historischen Avantgarde in Kritik, weil diese Ausstellungsform die Trennung zwischen Kunst und Praxis bevorzugt und auf das bürgerliche Postulat der Kunst als Raum der Kontemplation verweist. Die Rolle der Kunst und auch das Potenzial zur Kritik und künsterischer Erziehung wird mit dem Ausstellungskonzept des White Cubes der gesellschaftlichen Alltagspraxis ausgelagert. In der Institutionskritischen Kunstproduktion wurde zunehmend auf das Format verzichtet und sich ihm verweigert.
In der Debatte um die Gestaltung des Berliner Schlossplatzes kommt der Begriff des White Cubes zum ersten Mal während der Ausstellung Fraktale IV „TOD“ im Herbst 2005 zum Tragen. In den entkernten Palast de Republik wurden Wände eingezogen, der in dem Palast einen weißen Ausstellungsraum entstehen ließ. Die in den stahlträgerdominierten Palast eingebaute Ausstellungsarchitektur stand im Kontrast zu dem äußeren Verfall des Gebäudes und stellte ihm die absolute Strenge eines unangetasteten, geistig weißen Raumes gegenüber. Diese architektonische Inszenierung wurde nicht zuletzt aufgrund der historischen Debatte um den Abriss des Palasts der Republik ein großer Erfolg. Im Dezember 2005 wurde diese Ausstellungsstruktur erneut bespielt. Mit der Ausstellung „White Cube 36m x 27m x 10m“ (dies die Raummaße des künstlichen Ausstellungsraums) erhielt das Publikum die letzte öffentliche Möglichkeit, den Palast zu begehen. 36 Künstler, die in Berlin ihre Ateliers haben, wurden damals ausgestellt. Initiatorinnen der Ausstellung waren Konstanze Kleiner und Coco Kühn.
Auch diese Ausstellung erwies sich als Publikumsmagnet und wurde in der folgenden Auseinandersetzung um den Schlossplatz als Defizit einer Berliner Kunsthalle für Zeitgenössische Kunst gedeutet, das in Berlin seit Jahren immer wieder thematisiert wird.. Es folgten Gestaltungsaufrufe für eine moderne Kunsthalle in dem Magazin MONOPOL, eine Ausstellung in der Hertie School of Governance und viele politische Sondierungs- und Lobbygespräche. Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist die Aufstellung der temporären Kunsthalle „White Cube“, geplant von den Architekten Krischanitz & Frank, voraussichtlich im Mai 2008. Die Laufzeit der temporären Kunsthalle ist ungewiss.
Links:
Offizielle Seite des White Cube – Temporäre Kunsthalle Berlin
Berliner Senat zur Umgestaltung des Berliner Stadtschlosses
Monopol-Aktion: Berliner Schloßplatz braucht ein „Museum auf Zeit für die Kunst von heute“
Kommentar zum Aufruf „Museum auf Zeit für die Kunst von heute“, 2006, Nina Brodowski (Link: europaforschung.de